Reisebericht: Ab in den Süden (Teil I)

Adieu und fuck off, ihr bedeutungslosen, leeren Phrasen!
Reisen bildet! Das hat Essenz, hat Wahrheit, hat Bedeutung! So ist's und nicht anders.

So tat ich's also: bin gereist. Von Basel im Norden der Schweiz in den Süden Frankreichs, der Heimat von Johnny Depp und den sogenannten Franzosen, von denen man behauptet, es seien nicht die reinlichsten Menschen unseres pittoresken Erdenballs. Das Letzte zumindest hat mir eine Französin namens "Klischee" ins Ohr geflüstert, woraufhin ich sie erbost von mir stiess und rief:
Säuseln Sie mir nicht ins Ohr! Und übrigens weiss ich bereits, dass die Franzosen stinken!

Gebildet hat mich diese Reise allemal. Ich weiss jetzt zum Beispiel, dass die FDP in der französischen Schweiz PLR heisst. Ich weiss jetzt auch, dass es in der Nähe von Genf ein hübsches Städtchen mit dem klingenden Namen "Russin" gibt. Früher nannte sich das Dorf noch "Sowjetunionistin", doch lange vorbei sind diese Zeiten, fortgeweht vom Wind der Veränderung, oder auch vom "wind of change", wie die hippen Leute -aber auch die Scorpions- zu sagen pflegen.

Jede Reise, meine lieben Leser, beginnt mit dem ersten Schritt. Das widerum sagen nicht die Scorpions, sondern die Chinesen. Recht haben sie. Meine Reise beginnt am Bahnhof SBB, denn dort wartet der erste von vier Zügen, die mich an mein Ziel bringen. Und was für einen wunderschönen, funktionalen Bahnhof wir hier haben in Basel! Das sollte mir allerdings erst so richtig ins Bewusstsein einleuchten, als ich den Schandfleck von Bahhof in Nimes (Frankreich) gesehen habe. Dort flanieren nicht hübsch gekleidete, feine Menschen, die abends in ihren Maisonette-Wohnungen in massvoller Lautstärke sich Seal zu den Ohren und Goethe zum Herzen führen! Naheiiin, dort schlurfen Penner aller Nationen, unterprivilegierte arabische Jünglinge und Fremdenlegionäre mit Milimeterhaarschnitt umher! Und alle wollen Zigaretten! Zigaretten, Zigaretten, Zigaretten! Nun ja, die Legionäre nicht. Die sind auf der Suche nach Nutten, und dabei, liebe Leute, kann ich nicht behilflich sein.

Szenenwechsel. Ich sitze im Zug in Basel und warte auf die Abfahrt. Ich bin praktisch der Einzige hier. Offensichtlich geht kaum jemand morgens um elf nach Genf. Mir soll es recht sein und es soll nicht nur, es ist es auch. Denn so habe ich die Möglichkeit, das Heftchen mit den nackten Frauen aus meiner Tasche zu holen, welche mir übrigens meine Freundin geschenkt hat, weil ich aus der Schule immer so gute Noten mit nach Hause bringe. Nur Geld bringe ich keines mit. Wenigstens, so sagt man, soll Armut den Charakter formen. Während ich mir im Nackte-Frauen-Heftchen diverse Dinge ansehe, unter anderem ein Paar von Brüsten, setzt sich mein Zug langsam in Bewegung. Tschum tschum und brumm brumm... macht es nicht. Nur die Landschaft, zuerst der Bahnhof und dann die Vororte, Dornach, Grellingen und weiter, lassen mich wissen, dass der Zug fährt. Kein Laut sonst stört meine Ohren, die Sinne. Meine Augen auf der vorbeiziehenden Welt; meine Gedanken bei denen, die in Südfrankreich auf mich warten. Ich lehne mich zurück in den Sessel. Den Kragen meines Mantels klappe ich nicht hoch, denn ich trage nur ein T-Shirt.

Genf. Hauptstadt von gar nichts. Die Stadt ist mir so fremd wie der Paarungszyklus von Nacktschnecken. Ein, zugegebenermassen, nicht besonders schöner Vergleich. Allerdings ist Genf auch nicht so schön, wie man es sich als einer, der noch nir hier gewesen ist, vorstellen könnte. Doch dazu ein andermal mehr! Denn die Schweiz spielt gerade gegen Montenegro. Ha! Der Schiedsrichter hat soeben den Ball im Spiel berührt. Es wird spannend!

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