Diese Pandemie hat mich masslos enttäuscht

Liebes Tagebuch…

Ich hatte mir schon vorgestellt, wie ich Zombies jagen gehe, in Geschäften nach Vorräten plündere und das Leben eines postapokalyptischen Warlords in krasser do-it-yourself Lederrüstungsmontur führe, aber aus alledem wird jetzt wahrscheinliche nichts mehr: Schon werden die Massnahmen wieder gelockert, die Leute schleppen sich früh morgens wieder zur Arbeit, sie gehen nach draussen in den Park, spielen Häcki-Säcki und treffen sich in Gruppen zum Ficken - diese Pandemie hat mich masslos enttäuscht.

Darf ein Mann noch träumen und auf den Weltuntergang und den Niedergang der Zivilisation, wie wir sie kennen, hoffen? Leider wird daraus scheinbar nichts mehr dieses Jahr. Dieses dämliche Virus hat sich als impotenter Rohrkrepierer entpuppt, der dem Gesundheitspersonal in weiten Teilen der Welt genug Zeit gelassen hat, um Tik-Tok Videos zu drehen, die einen vor Scham in Grund und Boden und den neunten Kreis der Hölle versinken lassen. Wird sich die Welt je davon erholen? Vom Virus bestimmt, von den Videos kaum…

Die Massnahmen gegen die Pandemie haben mir einmal mehr aufgezeigt, dass wir Menschen zu einem Grossteil weiter nichts als vertrottelte Primaten sind. Ich sage das nicht, um “edgy” zu wirken, sondern als ernüchternde Feststellung. Schon am ersten Tag der Wiedereröffnung der Baumärkte fuhr ich am Morgen um 06:45 auf dem Weg zur Arbeit an einem dieser Märkte vorbei, nur um die ersten Leute zu sehen, die vor dem Eingang Schlange standen. Das Geschäft sollte wohlgemerkt um 09:00 öffnen.

Was zu Beginn der Massnahmen Nudeln und Toilettenpapier und Mehl waren, sind nun Blumenerde und Balkonpflanzen. Die Währung einer nicht existenten Krise, die falsche Sicherheit vor einer aufgebauschten Gefahr.

Kauft davon, soviel ihr wollt - die Leere in euren hohlen Schädeln könnt ihr damit nicht stopfen.



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