Filmkritik °1: Der blutige Pfad Gottes

An gewisse Filme geht man mit einer bestimmten Erwartungshaltung ran. Entweder, weil der Trailer einen vor Entzücken aufschreien liess oder weil man bereits sehr viel Gutes von sehr vielen Leuten über den Film gehört hat. Letzteres war bei mir der Fall, als mich die positiven Resonanzen dazu verführten, mir anzusehen, wie blutig der Pfad Gottes denn nun wirklich ist. Ich hatte mich, um dies noch zu erwähnen, lange vor dem Film gesträubt, denn ich glaubte zu wissen, dass Stephen Dorff ("I hate boxes!") mitspielt. Tut er aber gar nicht. DAS habe ich allerdings erst gemerkt, als der Film vorbei war und ich ihn nicht in den Credits vorfand. Unglaublich, aber einer der beiden Killer, Gott sei seiner Seele gnädig, hat ihm auf jedes einzelne Haar genau geglichen. Ich schwöre.
Nachdem dies geklärt ist, will ich auf die Handlung des Gangsterstreifens kommen. Die ist, wie der Titel bereits subtil nahezubringen versucht, des Alten Testaments würdig. Zwei Brüder irischer Abstammung schiessen sich auf einem rotgeschwängerten (siehe: "blutig") Rachefeldzug durch Boston und killen alles, was ihnen vor die schallgedämpften Pistolen kommt, in diesem Falle Mafiosi italienischer und russischer Abstammung. Was nun zu einem recht passablen Fundament für einen coolen Revenge-Streifen à la "Payback" hätte werden können, ist leider in diesem Fall nichts weiter als weicher Käse, in dem sowohl die Handlung als auch die Schauspieler einsinken und nicht wieder rauskommen.

Die Schauspieler sind viel zu überdreht dargstellt. Und ich fürchte fast, ich untertreibe mit dieser Aussage: Willem Dafoe wirkt als schwuchteliger Obertucken-FBI-Agent, der sich, zu klassischer Musik tänzelnd, von Mordfall zu Mordfall löst, wie ein schwuchteliger Obertucken-FBI-Agent, der sich, zu klassischer Musik tänzelnd, von Mordfall zu Mordfall löst. Die beiden Protagonisten, die irischen Killerbrüder, sind zu Beginn runtergekommene Säufer mit einem Hang zu pathetischen Aktionen vor Kirchenpublikum und wandeln sich dann, nach einer aus den Fugen geratenen Schlägerei mit Schergen der russischen Mafia, zu Bilderbuchpsychopathen, die nicht mehr nur auf Kirchgänge stehen, sondern auch gerne Bibelzitate klopfen, während sie den Bösewichten Bostons die Kugeln in den Kopf jagen. Die Wandlung ist, zumindest ich sage das, nicht nachvollziehbar, viel zu gesucht und abrupt. Das Töten wirkt dann auch ständig wie eine Mischung aus purem Zeitvertreib, gepaart mit dem aufkommenden Wahnsinn der Langeweile. Das Gefasel über Motivation und Moral bildet im Grunde nur das schlecht isolierende Füllmaterial zwischen den einzelnen Hinrichtungen. Man(n) kann ja nicht STÄNDIG töten!
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den übrigen Darstellern, also den russischen und italienischen Mafiosi. Die runden das lächerliche Gesamtbild perfekt abgestimmt ab, sind sozusagen die Schlagsahne auf der Eiscreme der lächerlichen Darstellung.

Wer sich von alledem ein Bild machen will, soll dies ruhig tun. Zu empfehlen ist der Film keineswegs. Fernab von der Moral, die nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, ist er schlicht und einfach von der Machart her -ich benutze das Wort nun zum zweiten Mal in diesem Text- Käse! Käse! Käse, Käse!

Kommentare

Beliebte Posts