Ein äusserst hasserfüllter Beitrag

Ich hasse die Sommerleute. Sie wollen, dass immer Sommer ist, dass es immer heiss ist. Heiss im Frühling, heiss im Herbst und im Winter. Falls mal in den Sommermonaten die Temperaturen für ein paar Tage fallen, beschweren sie sich, dass der Winter schon vor der Tür steht. Wenn ich mich bei Sommerleuten aber über die hohen Temperaturen beschwere, sehen sie mich an, als sei ich ein menschenhassender Nihilist, der keine Freude im Leben zu empfinden weiss, ausser wenn er Kaninchen auf einem Altar für Satan opfert. Dabei ist Basel an heissen Tagen die Hölle. Wenn man arbeiten muss, ist es umso schlimmer. Mittlerweile beschwere ich mich bei diesen Menschen nicht mehr über meine diesbezüglichen Empfindungen. Mit ihnen reden kann ich ohnehin nicht. Sie hören oftmals Techno, verbringen ihre Ferien auf Mallorca oder Spanien und trinken zuckersüsse Cocktails, von denen ich das Speien kriege. Es bestehen einfach zu viele charakterliche Differenzen, obwohl wir ja alle nur Menschen sind. Ich und die Sommerleute, das ist wie Irak und Iran.

Ich gebe zu, ich schimpfe oft auf das Wetter. Aber ich lebe ja schliesslich in der Schweiz, worüber sonst will ich mich beschweren? Drei Dinge! Nur drei Dinge habe ich, über die ich lamentiere: Den Mangel an Geld, das Steueramt, dass mich ständig ficken will und eben, das Wetter. Mit dieser kleinen Anzahl an Reibungspunkten bin ich leicht zu handhaben; ich schimpfe nicht auf meine Mitausländer, nicht auf Graffitis, ich bleibe sogar cool, wenn eine Taube etwas Kot auf mir landen lässt. Gib mir eine Zigarette und ich bin friedlicher als ein buddhistischer Mönch. Meine Abneigung dem Sommer gegenüber ist übrigens keine Zickerei, sie ist auf objektiv nachvollziehbare Gründe zurückzuführen: Heute morgen zog ich, als ich das Haus verliess, meine Jacke an. Ich fror trotzdem. Kurz vor Mittag, als ich durch Basel schlenderte und ein halbnackter Flötenspieler, der am Strassenrand sass und aussah wie ein verwahrloster Hipster, meine Ohren belästigte, bemerkte ich, dass ich anfing zu schwitzen. Schweissperlen sammelten sich auf meiner Stirn. Ich musste meine Jacke ausziehen und sie unter dem Arm tragen. Ich wollte das nicht. Ich will freie Hände haben, wenn ich schlendere. Man weiss nie, ob ein islamistischer Terrorist oder ein Nazi mit einem Messer in der Hand auf einen zustürmen könnte. Man muss allzeit bereit sein. Also lief ich zum H&M und holte mir, obwohl ich, wie zuvor erwähnt, gar kein Geld habe, einen hässlichen roten Rucksack, den billigsten von denen, die man dort kriegen konnte. Das nur, weil ich einen Platz brauchte, um meine Jacke zu verstauen.

Jetzt habe ich freie Hände, einen neuen Rucksack und Gregor oder Martin oder wie der Typ von Anna Rossinellis Band auch immer heisst, ist gerade neben mir vorbei gelaufen. Basler Lokalprominenz. Scheint, als ob mein Tag langsam eine positivere Wendung zu nehmen beginnt. Ein junger Vater neben mir liest ein Buch über Kindererziehung. Er ist Doktor für Islamwissenschaften. Ich weiss das, weil ich vorhin gelauscht habe, als er mit seinem ebenfalls langhaarigem Kumpanen darüber geredet hat. Ich bin kein Doktor, obwohl man mir eine gewisse Begabung für das Verständnis der Anatomie weiblicher Vaginas nachsagt. Ich habe auch noch nie ein Buch über Kindererziehung gelesen. Ich bin ein schlechter Vater. Dick bin auch, meine Freundin sagt das immer, und ich werde jetzt trotzdem aufstehen, um in den McDonald's zu gehen, den Konsumtempel für ungesunden Frass, und noch dicker zu werden. Und zu allem Überfluss ist es heiss.

Ich hasse den Sommer. Das ist die Jahreszeit jener, die sich selbst lieben. Das ist nichts für uns Katholiken und Jugos. Es tut mir Leid.

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