Kim Jong-un, ...dos, ...tres!

Liebes Tagebuch...
Ich war also eine Weile lang fort. Weit weg in den eisigen Niederungen einer furchtbaren Sache, die sich die "Verpflichtungen des alltäglichen Lebens" nennt. Es ist ein grausiges Land voller Schrecken, wenig Pizza und vieler Menschen, mit denen man sich ungern abgeben möchte, aber muss! Was ich damit sagen will: Ich war wirklich sehr beschäftigt mit vielen Dingen! Ich war nicht etwa erstarrt in der Furcht eines jeden Schreiberlings - nämlich der Furcht vor dem leeren Blatt Papier, im Gegenteil! Ich hatte nicht mal die Musse, mit dem Blick eines ausgelaugten Hirntoten auf das leere Blatt Papier zu starren.

Neulich habe ich zwei Wände in meiner Wohnung bunt gestrichen. Das trostlose Weiss, das die Wände bisher zierte... es ödete mich an! Wände streichen ist ein Mysterium, selbst für ein handwerklich begabtes Individuum wie ich eins bin. Egal, wie gut man den Boden und die Wände, die keine Farbe annehmen sollen, abdeckt - am Schluss landen doch Kleckser der vermaledeiten Farbe auf, genau dort, dem Boden oder den Wänden, die keine Farbe annehmen sollen. Wie nur? - rief ich dramatisch und mit gen Himmel gestreckten Fäusten, aber Gott blieb stumm und auch sonst niemand hatte eine Antwort parat. Der griechische Pantheon nicht, Allah nicht und auch Ganesha nicht, der indische Gott mit dem Kopf eines Elefanten.
Wahrscheinlich ist unser lieber Herrgott mit Wichtigerem beschäftigt, aber bei allen Heiligen: Wenn ich mir schon die Zeit dafür nehme und das leidige Abdecken vollbringe, warum ist das kosmische Karma nicht zumindest ein bisschen gnädig?
Weisere Männer würde antworten: Weil wir dem Kosmos vollkommen egal sind, falls der Kosmos überhaupt eine empfindsame Entität sein sollte!
Aber auf weisere Männer habe ich nie gehört im Leben. Beispielsweise verlor ich damals Tausende, als ich den "Ballermann" nach Nordkorea bringen wollte. Alles zu kompliziert, viel Papierkram, Formulare, restriktive Gesetze. Einige hatten mich davor gewarnt. Aber wer hätte all das ahnen können? Kim Jong-un, den pummeligen Herrscher des Landes, bekam ich gar nie zu Gesicht. Alles sehr schleppend. Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam in Nordkorea, vielleicht versuche ich es demnächst in Südkorea.
Sollte das alles gelingen, werde ich aber noch viel weniger Zeit zum Schreiben haben. Millionen Menschen weltweit dürften sich in enthemmter Trauer mit den Fäusten auf den Brustkorb schlagen, Klagelieder werden durch die Strassen der Städte schallen, die Welt der Literatur wird einen Teil ihrer Seele verlieren, Menschen werden mit Gabeln versuchen, Kirschtomaten aufzuspiessen, aber es wird nicht gelingen, und die Kirschtomaten werden daraufhin über den Esstisch sausen oder hinter dem Sofa verschwinden.
Kann ich das wirklich verantworten? Ich glaube ned.

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