Das Baselbiet: Ein crazy Reisebericht (Teil 2)

Ich hielt den letzten Rest des geschmolzenen Eises in meinen Händen und verfluchte mich: `Idiot! Wie konnte ich mich nur auf mein Eis setzen?!`
Egal, für Selbstmitleid war keine Zeit, denn mein Mitleid galt es all den niederen Lebensformen zu schenken, die den Bahnhof Liestal als Refugium nutzten. Sie schienen keine Bedrohung zu sein. Noch nicht. Ich sah mich um, während der Wind meine Haare lässig nach hinten wehte. Ich musste sehr cool ausgesehen haben in diesem Moment. Ich griff deshalb in meine Jackentasche, nur um festzustellen, dass ich meine Digitalkamera zu Hause liegen gelassen hatte.
Schade.
Mein Blick fiel auf ein Café, in dem man anscheinend Getränke und Esswaren gegen Geld eintauschen konnte. Ein kläglicher Versuch, Zivilisation zu kopieren. Nichts konnte den beissenden Geruch von Primitivtät und Aberglaube durchdringen, der sich wie ein dicker Wollmantel über diesen Ort gelegt hatte. Bevor ich ins Café eintrat, lief mir einer meiner guten Freunde über den Weg und grüsste mich voll Freude. Überrascht von seiner Anwesenheit, fragte ich ihn, was er hier täte. Er wohne doch hier, in Liestal, sagte er mir ohne ein Anzeichen, es verbergen zu wollen. Unglaublich. Jahrelang kennt man gewisse Leute, empfindet vielleicht gar Sympathie für sie, ohne zu ahnen, welch dunkles Geschichten sich hinter ihren Gesichtern zu verbergen wissen. Ich wendete mich angewidert ab. Verfluchte mich, weil ich es nicht zuvor geahnt hatte. Jetzt fiel es mir aber wie Schuppen von den Augen: Ich war oft zur gleichen Zeit wie er in der Toalette im Schulhaus, und nie sah ihn nach dem Pinkeln und Händewaschen die Hände abtrocknen. Widerlich.
Wie viele von seiner Art musste es noch geben. Wie viele, die unentdeckt unter uns leben. Wie viele? Wie viele nur?
Eine einzelne Träne kullerte über meine Wange, als ich die Tür zum Café aufstiess...

Fortsetzung folgt

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