Eine Geschichte von Ignoranz und Abweisung

 
Einmal, als ich in der Mitte sass und einen Expresso trank, nichts Böses im Schilde führte und nicht an mir rumfingerte, sah ich rüber in die Räumlichkeiten der tageswoche. Ich dachte mir, dass es schön wäre, für die zu arbeiten; Kaffee trinken gehen, wann immer man Lust hat, inmitten von Leuten und an bester Lage in der Basler Altstadt. Im Sommer liefen Studentinnen, leicht bekleidete vielleicht, neben dem grossen Schaufenster durch. Vielleicht würde sogar meine Freundin durchlaufen, aber die kenne ich ja schon.

Ich schrieb also, während ich den Kaffee trank, eine Mail an die Redaktion der tageswoche und fragte nach, ob sie nicht 'was für mich hätten. Eine Stelle als Kolumnist zum Beispiel, das wollte ich schon immer werden. Ein Kilo Socken ohne Löcher hätten mir als Anzahlung für einen ersten Beitrag gereicht. Über Geld hätte man später reden können - der Applaus ist des Schreibers Lohn, oder, wie in meinem Falle, frische Socken.

Ich wartete ganze zehn Minuten auf eine Antwort und versuchte, die Gesichter der Redakteure nach auswertbaren Informationen zu filtern, irgendeinen Hinweis darauf, ob schon jemand die Nachricht gelesen hatte. Es ging schliesslich um meinen zukünftigen Job.

Leider hörte ich nichts, bis zum heutigen Tage nicht. Und dies ist die Geschichte, wie ich von der Belegschaft der tageswoche ignoriert und abgewiesen wurde. Die Handlung ist übrigens fast identisch mit der Geschichte, wie ich damals von M.S., meiner ersten Liebe, ignoriert und abgewiesen wurde.

Doch das ist nicht der Geschichte bitteres Ende, denn nur kurze Zeit später kam dieser Skandal an's Licht, wo dieses vermaledeite Blatt namens tageswoche an Flughäfen Gratisexemplare der Zeitung ausgelegt und sie als Abos ausgegeben hatte. Betrug auf höchstem Niveau. Kaum jemand hätte das je erfahren, wäre nicht ein geniales Mastermind gewesen, um all dies öffentlich zu machen. Manche sagen, dieser jemand sei von wunderschöner Erscheinung mit rehbraunen Augen, unbändigem Haar und vollen Lippen gewesen. Doch ich kenne diesen jemand nicht. Nein, ich kenne ihn nicht...

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