Als ich das Lied von der hübschen Alma hörte

In der Nacht, als der volle Mond sein fahles Licht über die dunklen Umrisse dieses Landes warf, als er sein Gesicht im glänzenden Schwarz des Wassers spiegelte, schaute ich von der alten Strasse auf den Staudamm hinab. Was die Hände der Verbrüderten erschaffen hatten inmitten von Wildnis, Aberglaube und dem Körper der alten Zeit, schien zu brechen unter all der Last, die der schwarze See, vom Mond nur beschienen, unter seiner Oberfläche trug. Kein Laut zu hören ausser dem fernen Rattern irgendeines Dings, das sich über weit entfernte Häuser, Strassen und Menschen ergiesst und vergräbt, sie nie mehr hergibt. Doch den Staudamm höre ich nicht brechen, das Rauschen nur des tiefen Wassers und das sanfte Plätschern, wenn es gegen den kalten Stahlbeton schlägt. Das nur höre ich. Sanft und fast unhörbar schlägt es und schlägt. Ein Riss, dann zwei, drei und vier, zeichnen sich ab auf der dunkelgrauen Fläche. Ich stehe hier oben und sehe die Risse und sehe, wie es vor mir zu Grunde geht, dieses Ding, dieser Stolz der Nationen, dieses Produkt ihres Fleisses. Und ich lache bitter, denn ich weiss, dass ihr Fleiss und ihr falscher Stolz, ihre falschen Reden und ihr Geist so sind wie dieser See, dessen Oberfläche die Strahlen weder der Sonne noch des Mondes je voll durchdringen werden. Sie sind Wandelnde, geformt aus dem schlammigen Untergrund dieses brackigen Wassers und ihre Brüder sind die wurmbärtigen Fische, die am Grunde des Sees röcheln.
Ein kleiner Damm war mein Land. Ein kleiner Damm inmitten eines Flusses des Wahnsinns. Ich sehe auf den Damm, und ich bereue nicht, ich betrauere nicht, dass er bricht. Möge sich mit seinem Untergang das Wasser entleeren, das er zuvor in diesem Tal hielt. Dieses dunkle, brackige Wasser mit seinen wurmbärtigen Fischen. Soll die Sonne, wenn der Tag hereinbricht, den schlammigen Grund austrocknen und die Kadaver der verendeten Fische als Aas den Fliegen preisgeben.
Gut ist es, wenn ein Damm manchmal bricht und das faulige Wasser aus seinem Gefängnis entlässt. Gut ist es, denke ich und gehe weiter meinen Weg, ins Tal hinab, hinab zum Damm.

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