Zieh mich nicht aus mit deinen Blicken... noch nicht!

Damals, als ich noch schwarz auf der Baustelle gearbeitet und Kohle gescheffelt habe, hatte ich einen Chef, einen Kosovaren. Es gab im Grunde nichts besonderes an ihm, er trank und fluchte und in den Mittagspausen erzählte man sich die Geschichten seiner Eskapaden vom Wochenende. Darin unterschied er sich kaum von den anderen Leuten, mit denen ich gearbeitet hatte. Was mir aber blieb: Der Mann war hässlich wie die Nacht, hätten wohl zumindest die meisten Frauen gesagt, wenn ich sie nach ihrer Meinung gefragt hätte. Er war um die vierzig und gezeichnet von einem Leben, das wohl grösstenteils aus viel Alkohol und der harten Arbeit eines Akkordmaurers bestanden hatte. Er hatte dunkle Augen, ein bärtiges Gesicht und pechschwarzes Haar, das begonnen hatte, sich zu lichten und dem Alter zu beugen. Ich mochte ihn nicht besonders; er war, im Gegensatz zu mir, laut, cholerisch und, verdammt noch mal, mein Chef.

Jetzt, einige Jahre später, fällt mir allerdings auf, dass dieser Mann, für den ich lange gearbeitet hatte, das Ebenbild von Goran Bare war, dem Frontmann einer der wohl besten Bands Kroatiens. Jetzt mag ich ihn. So einfach bin ich umzustimmen. Man muss nur ein bisschen wie ein Promi aussehen, schon beisse ich an wie ein hungriger Fisch den Wurm an der Angel. Das gilt auch für dich, du Ische, die du mir soeben gegenüber sitzt und zu mir rübersiehst und dein Haar hinters Ohr streichst. Nimm noch ein bisschen ab, dann könntest du aussehen wie Katy Perry. Und dann, ja, dann bin ich dein.

Bis dahin aber wende deine lüsternen Augen von mir ab!

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