Melissa Bachman ist ein dummes Arschloch

Sie macht es mit Hasen, mit Bären, Krokodilen, manchmal mit einer Antilope. Sie mag die ganz grossen Tiere, so ist sie nun mal. Es ist keine Krankheit, nein, sie ist so, wie sie eben ist. Zuletzt hat sie es auch mit einem Löwen getan, aber das hat ihr, im übertragenen Sinne meine ich jetzt, das Genick gebrochen.

Melissa Bachman ist eine amerikanische Medientante, sieht aus wie eine Kampfamazone mit gemachten Brüsten und liebt Tiere über alles. Bevorzugt als tote Trophäe zu ihren Füssen, wie sie es auf zahlreichen Fotos fetsgehalten hat. Lange Zeit hat die Frau mit den stahlblauen Augen und schmalen Lippen ihrem Hobby fernab der breiten Öffentlichkeit in den Tiefen der amerikanischen Bezahlsenderlandschaft gefrönt, doch dann kam dieses verhängnisvolle Bild mit dem Löwen. Sie hatte das Tier in einem Jagdpark in Südafrika geschossen. Einer jener Löwen, die speziell für die offensichtlich gut laufende Jagdindustrie "gezüchtet" werden. Die Reaktion, welche eine Bandbreite von Glückwünschen einerseits bis hin zu andererseits, in der klaren Mehrheit allerdings, Todeswünsche umfasste, hatte sie wohl nicht erwartet. Das Mitleid mit dem Löwen und die Empörung über dessen Tötung ist nachvollziehbar, schwer verständlich hingegen ist das Selbstverständnis der Kampfamazone, die in der Tötung einer Grosskatze mittels eines Werkzeugs, das aus vielen Metern Entfernung und in räumlicher Sicherheit ein Geschoss in das Opfer befördert, bevor es überhaupt die Anwesenheit eines Jägers wahrnimmt, einen Erfolg ihrer Fähigkeiten und ihres Könnens sieht. Anders wäre das Bild vielleicht ausgefallen, wenn Melissa dem Löwen so entgegengetreten wäre, wie der Herr dort oben, denn sie als bibelfeste Amerikanerin sicher sehr gut kennt, sie erschuf, nur mit einem Fell bekleidet, denn man will den Zuschauen auch nicht allzu viel zumuten. Womöglich wäre es der Löwe gewesen, der jetzt in die Kamera grinsen würde.

Melissa Bachman ist ein dummes Arschloch; die Betonung setze man klar auf Arschloch, denn im Grunde genommen hat dieses Produkt amerikanischen Hinterwäldlertums an sich nichts verbotenes gemacht, sondern etwas moralisch verwerfliches. Nicht von der Jagd an sich rede ich. Gejagt wird nicht nur in der amerikanischen Provinz, sondern auch hier in Europa. Kein Mensch hätte einen Aufstand gemacht, wenn ein Hase oder ein Zackenbarsch tot vor der Fernsehdame gelegen wäre. Gut, ein paar Auserkorene hätten sich auch darüber empören können, aber das sind die gleichen, die sich über einen alternden Politiker ergeifern, der mit einer jungen Journalistenschnepfe flirtet. Man sollte diesen Leuten wie hysterischen Sanatoriumsinsassen auf die durch Ökonahrung käsig bleich gewordene Schulter klopfen, sie nach draussen führen, behutsam, und dann hinter ihnen ganz feste die Tür zuschliessen. Was hier tatsächlich falsch ist und anstossend, ist das Widernatürliche und Verkehrte, das solch ein Bild widergeben kann:

Der Löwe, von dem man schon als Kind lernt, dass er der König des verdammten Dschungels ist, obwohl er selbst wohl nie im Leben einen Dschungel von nahem sieht, dieser Protagonist eines Zeichentrickfilms, der eine Generation von Kindern prägte, dieses majestätische Tier also liegt leblos da, erschossen von einer Primatin mit Riesenbrüsten, um ein weiteres Bild für ihre Sammlung zu ergattern. Und dann bezieht diese amerikanische Schnepfe, dieses Produkt einer Maschinerie, die es sogar schafft, Tötungen als Unterhaltung zu verkaufen, dieses Huhn mit Hightech-Jagdausrüstung, das einen anderen Kontinent bereist, um dort Tiere zu töten, in ihrer wehtuenden Ignoranz diesen Mord auf ihre Fähigkeiten. Das ist der ganze Ekel, den dieses Bild vom ersten November dieses Jahres wiedergibt. Wir leben in schlimmen Zeiten, lautet ein Zitat, das zu Beginn des Films Eli zu hören ist, wenn Mäuse beginnen, Katzen zu fressen.

Kommentare

  1. Das klingt, als würde es einen Fetisch bedienen, wie ihn gern die verkniffende Doppelmoral der USA hervorbringt. Traurig!

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