#Occupy #Neidkultur #Now

Salam Al-Harawi, ein junger Syrer, starb heute morgen auf den Strassen Aleppos. Er hatte die Angewohnheit, jeden Tag, gleich nachdem er das Bett verlassen hatte, eine Runde um den Block zu laufen und eine Zigarette zu rauchen, noch bevor er seinen ersten Kaffee getrunken hatte. Der Mann in den besten Jahren war ein Mensch wie jeder andere, mit Hoffnungen, Träumen und Ängsten. Er studierte Gender Studies an der Universität seiner Heimatstadt, als einer der ersten überhaupt in Syrien. Von Zeit zu Zeit verfasste er Texte für seinen Blog und stellte Bilder von Sonnenaufgängen ins Netz; er war unpolitisch, versuchte, sich aus dem Krieg, der in seinem Land tobte, rauszuhalten. Nun aber hatte der Krieg ihn eingeholt. Ein Querschläger traf ihn tödlich.

Ein weiteres Opfer eines Krieges, der weit entfernt von uns, die wir in Sicherheit und Wohlstand leben, Leid und Zerstörung sät.

Etwa zur gleichen Zeit, in der Al-Harawi den letzten Funken Lebens aushaucht, lese ich im Blick eine Schlagzeile, und urplötzlich scheinen Leid und Zerstörung so weit doch nicht entfernt zu sein.

Auch bei uns spielen sich Tragödien ab: Die Neidkultur in unserem kleinen Land fordert ein weiteres Opfer. Ich komme heute morgen nach Hause, todmüde und miserabel gelaunt. Ich gehe ins Internet und auf Youtube. Ich will mir etwas Gutes tun nach der vergangenen Nacht. Vreni Schneider tippe ich in die Suchleiste und drücke mit vor Vorfreude glänzenden Augen auf Play. Vreni singt von einem Kaffee am Pistenrand und mit dem ersten Ton geht mein Herz auf, so wie die Sonne über Fujiyama aufgeht, besungen im Titellied von Mila. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahne: Nur wenige Augenblicke später werde ich im Blick lesen können, dass diese Vreni, deren Lied ich soeben hörte und meine gemarterte Seele daran erfreute, mit dem Singen aufhören wird, weil ihre Familie verspottet wird. Verspottet, weil sie singt!

Keine UNO-Delegetation wird sich für Vreni Schneider einsetzen; es werden keine Staatschefs zusammenkommen, um ihre schwierige Lage zu besprechen; es wird keine Solidaritätsbekundungen geben. Kein Mensch wird den Kannenfeldpark besetzen, um gegen die Missstände in unserer Neidkultur anzukämpfen!

Ich wollte nie einen politischen Blog haben. Doch mit diesem Eintrag für Vreni Schneider wende ich mich von diesem Weg ab und nehme meine Verantwortung als Weltenbürger wahr. Ich hoffe, ihr da draussen tut es auch.

#Support #Peace #For #Vreni #Schneider

Vreni Schneider - Opfer der brutalen Neidkultur

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