Murakami tötet Terroristen

Ich pfeife heute auf Objektivität, Nüchternheit und Nächstenliebe, wenn ich sage, ich hätte dem bis anhin dümmsten Dialog meines Lebens gelauscht. Bezeichnenderweise von zwei der wüstesten Menschen, die ich je sah! Ausrufe, Argusaugen und Atombomben hätt`ich in den Raum geworfen, um dem erbärmlichen Treiben ein Ende zu bereiten. Aber ich tat es nicht, denn es war noch früher Morgen und ich war guter Dinge.
Guter Dinge war ich auch, als ich vor einiger Zeit meine Meinung zur anstehenden Abstimmung über die Minarettinitiative auf`s virtuelle Papier hinkleckste. Ich ging davon aus, dass die Initiative verworfen wird, doch belehrte mich die Zeit eines Besseren. Sicherlich wird die Zeit auch jene Mehrheit, die sich für das Verbot aussprach, eines Besseren belehren, doch meine Sorge soll das dann nicht mehr sein.

Hach ja, schulmeisterlich wie die Zeit so eben ist, wird sie bestimmt auch die Masse der fetzigen Studenten belehren, die sich neuerdings alle damit rühmen, Murakami zu lesen. Ich will mir nicht vorstellen, was in dunklen Studentenwohnungen für Parties veranstaltet werden, vielleicht sogar Murakami-Themen-Parties? Ich werde es nie erfahren; wohl zufällig aus zweiter Hand, aber dann werde ich es für eine urbane Legende halten, so wie das Krokodil in der Kanalisation oder den einbeinigen Mann mit zwei Beinen.
Ihr zweites Standbein dürften dieser Tage auch viele Terroristen im nicht gerade urlaubsparadiesmässigen Afghanistan verlieren. Warum? Weil die westlichen Verbündeten eine grossangelegte Offensive gestartet haben! Ich bin gegen die Vergeudung von Menschenleben, sei es nun Terrorist oder G.I. Joe. Man hätte doch einfach nur Murakami ins Afghanische übersetzen und grossflächig über die Provinz abwerfen müssen. Die Islamisten, wahrscheinlich längst nicht so fetzig wie die fetzigen westlichen Studenten, hätten sich aus Langeweile bestimmt selbst gerichtet. Wer will schon in einer Welt leben, in der Murakamis Bücher die am weitesten verbreitete Lektüre darstellen. Ich nicht!

Viel lieber säh`ich eine Welt, in der es den Menschen gestattet ist, deren Türme als Symbol ihrer Religion aus dem Boden zu stampfen. Wen`s stört, der möge sich vorstellen, die grazilen weissen Spitztürme seien Teil einer Bleistiftfabrik und der fetzige Sound, oftmals fetziger als der musikalische Einheitsbrei, der freitagabends aus der Kaserne dröhnt, sei der verworrene Musikgeschmack der fidelen Bleistiftfabrikangestellten.
Bei neuerlichem Durchlesen sticht mir in mein Auge, dass ich viel zu oft den Ausdruck "fetzig" verwendet habe und mir nicht mal die Mühe machte, den Verlauf des Dialogs zu erklären, den ich mir am Morgen antun musste. Ich glaube, er hatte was mit Fussball zu tun, später stiessen noch ein Esel und eine Frau in`s Geschehen. Vielleicht ging es um eine Bibelgeschichte? Wohl kaum, wird der Kenner einwenden; zwar kannte man Frauen und auch Esel, den Fussball aber kannte man zu Zeiten der Bibel noch nicht! Stimmt, müsste ich gestehen. Aber wen interessiert schon eine grundstupid zusammengekleisterte Geschichte, die sich auch noch einbildet, sie müsse das Hirn weiter beschäftigen? Niemanden! Womit ich bei der Frage wäre: Warum sollte man eigentlich Murakami lesen?! Keine Ahnung...

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