Die Ballade von Händsche Guevara

Hier mal eine Geschichte aus meinem Leben, die aus dem Dunkel meines Kopfes hervorzuholen sich lohnt, denn sie ist wirklich ziemlich kuhl und zudem echt wahr!
Kann sich einer noch an die Besetzung in der Uni Basel erinnern? An die Rebellion der Studentengeneration? An die Anmut junger Idealisten, die sich auflehnten gegen das bürokratische Bologna-System?
Ich kann`s kaum noch, obwohl ich einer der Vorreiter dieser Studentenunruhen war! Dabei bin ich nicht mal Student! Das kam so: An jenem Tag, dem ersten Tag der Besetzung der Aula, ging ich mit einer Freundin in die Uni, um mit ihr einen Kaffee zu trinken und in der Hoffnung, sie würde mir auf der Toalette vielleicht noch einen wedeln, bevor sie in die Vorlesung hätte gehen müssen. Um die Spannung nicht in`s Unerträgliche wachsen zu lassen, nehme ich gleich mal vorweg, dass es beim Kaffee trinken blieb. Als wir also genüsslich den Kaffee in uns hinein schütteten, sah ich, dass sich in der Aula etwas zusammenbraut; die Transparente sah ich, die Schriften und den Glanz in den Augen der Studenten. Was für ein Tag.
Ein Tag der Geschichte.
Da wusste ich: Hier will ich dabei sein, diesen Kampf will ich unterstützen! Entschlossen stand ich auf von meinem Stuhl, sagte meiner Freundin, sie solle mit mir gehen und so gingen wir. Marschierten wir! Marschierten in jene Ecke, wo sich zu dieser Zeit das autonome Studentencafé befand. Marschierten zu einem Stuhl. Oh, wie denke ich an jenen Tag zurück, mit Wehmut, doch auch mit Stolz, als ich ein Stück Papier nahm und darauf die Worte schrieb: "Unser Stuhl! Dieser Stuhl bleibt besetzt!" Ich klebte den gelben Notizzettel an jenen Stuhl und damit war der Akt der Rebellion vollbracht und meine Körper zitterte und liebe Freunde, er zittert auch jetzt, da ich dieses Ereignis niederschreibe, wie das Geäst im Angesicht stürmischen Herbstwindes... Die Folgen meines Aufstandes an jenem Tag liessen nicht lange auf sich warten. Die Studenten mussten in grosser Zahl und ehrfurchtsvoller Bewunderung vorbeigeschritten sein an meinem Werk und inspiriert von der Schrift, konnte man später an der Tür der Aula folgende wohlbekannten Worte lesen: "Unsere Aula! Diese Aula bleibt besetzt".

Und so wurden mein Verstand zum Schwert und meine Worte zum Kriegsbanner einer Generation.

Heute habe ich auf YouTube ein Video von Michèle Roten gesehen und zuvor dachte ich immer, das muss eine super Ische sein, wenn die so Dinge schreibt in ihren Kolumnen, mit so vielen vergnüglich schlüpfrigen sexuellen Erlebnissen drin. Ihre Nase hat meiner Bewunderung jedoch einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Irgendwie passt die doch einfach nicht rein in ihr Gesicht, oder?

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